




Los 545
Grimm, J. und W. (Hrsg.), Kinder- und Hausmärchen. 2 Bde. 1812-15
Schätzpreis
€ 120.000
Ausrufpreis
€ 100.000
Zuschlag
€ 170.000
Los:
545
Kategorie:
Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts
- Borst 1154 (unvollst.). Rümann 556. Brieger 838. - Erster Druck der ersten Ausgabe und eines der seltensten Werke der deutschen Literatur. Band I in der frühen Version mit 387 Seiten und 85 abgedruckten Märchen. Die folgende Seite enthält hier Anmerkungen und ein Druckfehlerverzeichnis. Schon während der Fertigstellung der ersten Ausgabe wurde dieses letzte Blatt ersetzt und auf Seite 388 wurde ein 86. Märchen "Fuchs und Gänse" abgedruckt. - Eines der einflussreichsten Werke der deutschen Literatur, das in über 160 Sprachen übersetzt wurde. Im Jahr 2005 wurden die Handexemplare der Brüder Grimm mit deren Anmerkungen zu den Märchen in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen. Die Auflage soll 700 Exemplare betragen haben. Viele Exemplare wurde jedoch zerlesen und beschädigt. Komplette Exemplare - wie vorliegendes - sind sehr selten geworden.1822 erschien ein Anmerkungsband, der dieser Ausgabe manchmal beigegeben ist. Dieser Band gibt Auskunft über die mündlichen und schriftlichen Quellen der Texte. In vorliegendem zweiten Band wird erstmals auf die berühmte Märchenfrau "heißt Viehmännin" hingewiesen (S. IV f.). Jacob und Wilhelm Grimm waren die ersten Wissenschaftler, die den Wert der anonymen altüberlieferten Märchen erkannten. Von anderen Wissenschaftlern wurden diese Texte eher verachtet, zumindest nicht ernst genommen. Die Brüder Grimm bewiesen mit ihrer jahrzehntelangen Beschäftigung und Kommentierung, dass es sich um sprachliche Zeugnisse handelt, die einzigartig sind und deren Verschriftlichung lohnend ist. Inzwischen wurde über 200 Jahre die Entstehungsgeschichte der Märchensammlung erforscht. Man erkannte das Talent Wilhelm Grimms bei der Rekonstruktion der Texte und bei der Etablierung des Märchenstils. Dieser Märchenstil geht vorzugsweise auf Wilhelm Grimm zurück und wurde zur Basis des andauernden Erfolges. Man sieht heute auch, welchen Veränderungen die Texte in jeder Auflage unterworfen waren. Es sind nicht die mündlich erzählten Fassungen, wie sie den Brüdern zu Ohren kamen, sondern schon ein Vergleich der zahlreichen Auflagen der Märchensammlung zeigt gestalterischen Einfluss besonders von Wilhelm Grimm. Die Textredaktion von Wilhelm trug entscheidend zur Popularisierung der Märchen bei. So hat er zum Beispiel im Laufe von 45 Jahren circa 300 populäre Redensarten in die Texte eingebaut. Man muss jedenfalls von der Vorstellung abkommen, dass die Brüder Grimm Märchen sammelnd durchs Land gezogen sind und das einfache Volk interviewt haben. Die Beiträger(innen) waren gebildete Frauen und das Interview fand oft am Schreibtisch statt. Auch zeigt sich, dass bei näherer Betrachtung viele Beiträgerinnen der Oberschicht angehörten und Beziehungen zu Frankreich hatten. Besonders Letzteres kam in diesen napoleonischen Jahren nicht gut an und wurde von den Grimms verschwiegen.
- 16 x 9,8 cm.
- Hellbraunes HLdr. um 1900 mit 2 farb. Rs.
- Kanten und Ecken gering berieben. Etwas alters- und gebrauchsfleckig, teils stärker. 5 Blätter mit kleinen Fehlstellen im w. Unterrand
- XXVIII, 387 SS., 1 n. S., LX SS.; XVI, 298, LI SS., 1 n. S. SS. LXI-LXX.
- Berlin: Realschulbuchhandlung 1812-1815.