Los
881
Kategorie
Moderne u. zeitgenössische Graphik
Autor
Kippenberger, Martin
MARTIN KIPPENBERGER 1953 - 1997
SAMMLUNG VON BRIEFEN AUS DEM JAHR 1974
Sammlung von ca. 25 eigenhändigen Briefen (84 Blatt, teils beidseitig beschrieben), 22 Umschlägen und 4 Postkarten, mit etwa 10 größeren (mindestens halbseitigen) Illustrationen sowie einigen kleineren Skizzen und (Foto-)Collagen. Meist in blauem, rotem und schwarzem Fineliner oder Kugelschreiber. Blattgrößen ca. 20,5 x 15 bis 29,5 x 21 cm, überwiegend auf liniertem bzw. kariertem Ringbuchpapier, eine Skizze auf Seidenpapier, ein Brief auf einem Mitropa-Wäschebestands-Nachweis, ein weiterer verso einer Fotokopie mit Kippenbergers Gesicht.
Dazu ca. 35 Fotos bzw. Kopien von Fotos - fast ausschließlich Porträts des Künstlers - teils beschrieben und auf Din-A4-Blätter geklebt. Alle Dokumente von der Besitzerin in 124 Klarsichthüllen geordnet bzw. montiert und in Leitz-Ordner abgeheftet. Alle Blätter und Briefumschläge gelocht (Briefe teils mit Buchstabenverlust).
An Cornelia (ein Brief an ihren Ehemann Werner). - Umfangreiche Dokumentation einer sehr frühen, bisher kaum bekannten Phase im Leben Kippenbergers, der bis Mitte der 70er Jahre an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studierte, bevor er nach Florenz zog.
Der Stil der Briefe ist überwiegend flüchtig, assoziativ und teils unzusammenhängend - ähnlich Tagebucheinträgen. Neben seiner Arbeit beschäftigt Kippenberger sich inhaltlich vor allem mit sich selbst, seinem Umfeld, Freund- und Liebschaften. Dabei versucht er seine Beziehung zu (der 13 Jahre älteren Kunstpädagogin) Cornelia, die er auf einem Familienfest kennengelernt hatte, zu definieren: "Du bist der Knoten im Taschentuch der mich an was erinnert ...". Einige Passagen handeln von seinen Zahn- und Kieferoperationen, die in seinen späteren Werken eine Rolle spielen. Die Skizzen und Zeichnungen meist als Cartoons mit Ironie, Wortwitz und Bezügen zu seiner Lebenssituation.
Eigenhändige Künstlerbriefe Kippenbergers sind von großer Seltenheit - ein solch umfassendes Briefkonvolut des Künstlers ist auf dem Markt bisher nicht bekannt.
Um einen Eindruck von Inhalt und Stil zu vermitteln zitieren wir einige längere Passagen. Eine genaue Datierung ist meist nicht möglich. Alle Schriftstücke sollen aus dem Jahr 1974 stammen.
(Paris) "Habe also den ganzen Tag gezeichnet, Notre Dame spiegelt sich in der Seine, stark bewölkt, Sonnen Aufbruch oder Untergang, Wolken (sehr kompliziert zu zeichnen - in Farbe. Hab nachdem ich aufhörte für heute zu zeichnen gleich Dias gemacht... Gestern habe ich nackte Frau in Blau gezeichnet, so wie Damen Brust unter durchsichtigem Schleier. Ist sehr schön geworden."
(24. 2. 1974) "Libbe Cohneelia! 24. 2. 53. Also Mütterchen muss leiden, stöhnen, ächzen, drücken auf das sie morgen ihren ersten Stammvertreter schmeisst. Diese Gedanken kamen gerade über mich als die Nelken, Rosen + Tulpen (alles in Rot) von mir neues Wasser bekommen. 24. 2. 74. Es ist dunkel mittlerweile sind Kerzen Blumenvase Totenkopf auf Goldteller sowie Geschirr Besteck auf dem Tisch dekorativ hergerichtet worden. Ein halbleeres Glas Wein steht vor mir. "Der Tag bevor ich 21 wurde." So könnte man jenen Brief betiteln der dich erst später erreichen wird!"
"Manchmal möchte ich das leere Papier gar nicht bemalen, so macht mich das an. Wenn man überlegt dass es aus Holz gemacht wurde, bekommt man ein ganz anderes Gefühl. In meinem Kopf brüten gerade viele Ideen, die noch nicht das Stadium erreicht haben, dass ich sie konstant übertrage. So ordne, suche + sammle ich Material lese + schreibe. Bislang machte ich den Fehler unausgegorenes preis zu geben, dadurch wurde es zur Geschichte + nicht zur Tatsache. Ich muss mich zusammenreissen."
"Hab den Versuch gemacht, fünf Fahrstunden genommen, war mir zu fremd die Maschine + das Gefühl der Entfremdung. Ich liebe die U-Bahn, das Stehen in der Straßenbahn, einfach die Begegnung. Ich könnte nicht auf die Gesichter verzichten. Ich lern viel daraus. Es geht nichts über zwischenmenschliche Studien. Es passiert ständig Neues, unerwartetes, witziges. Noch würde ich dieses Mittel nicht vertauschen wollen. Ausserdem ist man unabhängiger. Panne-Motorschaden ungewollte Pausen, die an den Nerven zerren!"
SAMMLUNG VON BRIEFEN AUS DEM JAHR 1974
Sammlung von ca. 25 eigenhändigen Briefen (84 Blatt, teils beidseitig beschrieben), 22 Umschlägen und 4 Postkarten, mit etwa 10 größeren (mindestens halbseitigen) Illustrationen sowie einigen kleineren Skizzen und (Foto-)Collagen. Meist in blauem, rotem und schwarzem Fineliner oder Kugelschreiber. Blattgrößen ca. 20,5 x 15 bis 29,5 x 21 cm, überwiegend auf liniertem bzw. kariertem Ringbuchpapier, eine Skizze auf Seidenpapier, ein Brief auf einem Mitropa-Wäschebestands-Nachweis, ein weiterer verso einer Fotokopie mit Kippenbergers Gesicht.
Dazu ca. 35 Fotos bzw. Kopien von Fotos - fast ausschließlich Porträts des Künstlers - teils beschrieben und auf Din-A4-Blätter geklebt. Alle Dokumente von der Besitzerin in 124 Klarsichthüllen geordnet bzw. montiert und in Leitz-Ordner abgeheftet. Alle Blätter und Briefumschläge gelocht (Briefe teils mit Buchstabenverlust).
An Cornelia (ein Brief an ihren Ehemann Werner). - Umfangreiche Dokumentation einer sehr frühen, bisher kaum bekannten Phase im Leben Kippenbergers, der bis Mitte der 70er Jahre an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studierte, bevor er nach Florenz zog.
Der Stil der Briefe ist überwiegend flüchtig, assoziativ und teils unzusammenhängend - ähnlich Tagebucheinträgen. Neben seiner Arbeit beschäftigt Kippenberger sich inhaltlich vor allem mit sich selbst, seinem Umfeld, Freund- und Liebschaften. Dabei versucht er seine Beziehung zu (der 13 Jahre älteren Kunstpädagogin) Cornelia, die er auf einem Familienfest kennengelernt hatte, zu definieren: "Du bist der Knoten im Taschentuch der mich an was erinnert ...". Einige Passagen handeln von seinen Zahn- und Kieferoperationen, die in seinen späteren Werken eine Rolle spielen. Die Skizzen und Zeichnungen meist als Cartoons mit Ironie, Wortwitz und Bezügen zu seiner Lebenssituation.
Eigenhändige Künstlerbriefe Kippenbergers sind von großer Seltenheit - ein solch umfassendes Briefkonvolut des Künstlers ist auf dem Markt bisher nicht bekannt.
Um einen Eindruck von Inhalt und Stil zu vermitteln zitieren wir einige längere Passagen. Eine genaue Datierung ist meist nicht möglich. Alle Schriftstücke sollen aus dem Jahr 1974 stammen.
(Paris) "Habe also den ganzen Tag gezeichnet, Notre Dame spiegelt sich in der Seine, stark bewölkt, Sonnen Aufbruch oder Untergang, Wolken (sehr kompliziert zu zeichnen - in Farbe. Hab nachdem ich aufhörte für heute zu zeichnen gleich Dias gemacht... Gestern habe ich nackte Frau in Blau gezeichnet, so wie Damen Brust unter durchsichtigem Schleier. Ist sehr schön geworden."
(24. 2. 1974) "Libbe Cohneelia! 24. 2. 53. Also Mütterchen muss leiden, stöhnen, ächzen, drücken auf das sie morgen ihren ersten Stammvertreter schmeisst. Diese Gedanken kamen gerade über mich als die Nelken, Rosen + Tulpen (alles in Rot) von mir neues Wasser bekommen. 24. 2. 74. Es ist dunkel mittlerweile sind Kerzen Blumenvase Totenkopf auf Goldteller sowie Geschirr Besteck auf dem Tisch dekorativ hergerichtet worden. Ein halbleeres Glas Wein steht vor mir. "Der Tag bevor ich 21 wurde." So könnte man jenen Brief betiteln der dich erst später erreichen wird!"
"Manchmal möchte ich das leere Papier gar nicht bemalen, so macht mich das an. Wenn man überlegt dass es aus Holz gemacht wurde, bekommt man ein ganz anderes Gefühl. In meinem Kopf brüten gerade viele Ideen, die noch nicht das Stadium erreicht haben, dass ich sie konstant übertrage. So ordne, suche + sammle ich Material lese + schreibe. Bislang machte ich den Fehler unausgegorenes preis zu geben, dadurch wurde es zur Geschichte + nicht zur Tatsache. Ich muss mich zusammenreissen."
"Hab den Versuch gemacht, fünf Fahrstunden genommen, war mir zu fremd die Maschine + das Gefühl der Entfremdung. Ich liebe die U-Bahn, das Stehen in der Straßenbahn, einfach die Begegnung. Ich könnte nicht auf die Gesichter verzichten. Ich lern viel daraus. Es geht nichts über zwischenmenschliche Studien. Es passiert ständig Neues, unerwartetes, witziges. Noch würde ich dieses Mittel nicht vertauschen wollen. Ausserdem ist man unabhängiger. Panne-Motorschaden ungewollte Pausen, die an den Nerven zerren!"
Schätzpreis
€ 60.000