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Deutsches Gebetbuch. Handschrift auf Pergament von H. Örtl. Nürnberg 1580. Deutsches Gebetbuch. Handschrift auf Pergament von H. Örtl. Nürnberg 1580. Deutsches Gebetbuch. Handschrift auf Pergament von H. Örtl. Nürnberg 1580.
Los 348
Kategorie Manuskripte Autographen
Mikrografie. - Ein kurz Andechtigs Betbuechlin beschriben durch mich Hieronymum Örtl Im 80. Jar da Ich In der gefencknis war. Deutsche Handschrift auf Pergament. [Wien?] 1580.
63 x 48 mm. 108 Bll. 98 Bll. Gebetbuchtexte, 2 leere Bll., 8 Bll. Texte in Mikrografie, 1 leeres Bl. Lagen: 12, 2-34, 46, 5-68, 76, 8-118, 126, 13-168. Uneinheitlicher Textspiegel 33-40 x 26-33 mm, rot regliert. Kalligrafische Fraktur in schwarzer, roter, blauer und goldener Tinte, Füll- und Schlussstücke aus teils goldgehöhten Fadenranken. Der Anhang in Mikrografie mit schwarzer Tinte in von goldenen Blattkränzen eingefassten Medaillons, die Überschriften in roter Tinte.
Inhalt: Fol. 1r-98r Gebete: Morgengebete, Abend- und Nachtgebete, Auslegung des Vaterunser, Gebete nach der Predigt, zum Abendmahl, Gebete um christliche Gedult, "Gebet eines gefangenen vmb Christi vnd Evangelischer Warheit willen", "Ettliche schöne Gebet auff den Zuekünfttigen letzten vnnd Jüngsten Tag", etc. ; 99-100 leer. / 101r-108r (jew. nur recto): 1. Kapitel der vier Evangelien, Zehn Gebote, bibl. Worte von der Hl. Taufe (Mt 28), Vaterunser und Glaubensbekenntnis, bibl. Worte vom Abendmahl.
Graubrauner Leineneinband des 19. Jhs. über Holzdeckeln auf zwei Bünden, mit Eckbeschlägen und zwei Schließen aus ziseliertem Silber; Vorsätze aus weißem Papier. In moderner gefütterter Leinenkassette.

(Rücken teilw. aufgeplatzt und laienhaft repariert. Wohl bei der Neubindung beschnitten, dabei die Titelschrift im Vorderschnitt etwas angeschnitten. Innengelenke und eine Lage gelockert.)

Hieronymus Oertel (Augsburg 1543-1614 Nürnberg), der Schreiber dieses bemerkenswerten kalligrafischen Gebetbuchs, bekleidete die Stelle eines Hofprokurators und Notars am kaiserlichen Hof in Wien. Er war ein eifriger Verfechter der freien Ausübung der Augsburger Konfession in österreichischen Landen. Nachdem Kaiser Rudolf II. 1577 diese den evangelischen Ständen in Österreich untersagte und der kaiserliche Statthalter, Erzherzog Ernst, durch ein allgemeines decretum reformationis 1578 den Städten und Märkten die Einstellung des evangelischen Gottesdienstes und unter Androhung harter Strafe die Rückkehr in den Schoß der katholischen Kirche auferlegt hatte, gehörte Oertel zu den Unterzeichnern einer dagegen gerichteten Petitionsschrift. Ihm wurde deswegen zusammen mit anderen 1580 in Wien der Prozess gemacht, der mit dem Todesurteil endete. - Während seines Gefängnisaufenthaltes "im [15]80. Jar" schrieb Oertel nach Ausweis des Titels das vorliegende Gebetbuch. - Das Todesurteil wurde später in lebenslange Verbannung umgewandelt, worauf sich Oertel in Nürnberg niederließ. Von ihm stammen einige dort verfasste historische Werke, z.B. seine bekannte ungarische Kriegschronik.
Vorbesitz: Claris W. Hamill (1884-1973) (kl. Exlibris), Auktion in Boston, vom Vorbesitzer vor mehr als 20 Jahren bei einem rheinischen Antiquar erworben.
Schätzpreis € 2.700
Zuschlag € 3.000