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Gebetbuch der Margarete von Reuschenberg. Deutsche (niederrhein.) u. latein. Handschrift auf Papier. Heinsberg, Anfang 16. Jh. Gebetbuch der Margarete von Reuschenberg. Deutsche (niederrhein.) u. latein. Handschrift auf Papier. Heinsberg, Anfang 16. Jh.
Los 346
Kategorie Manuskripte Autographen
Gebetbuch (Liber exercitionum) der Margarete von Reuschenberg. Prämonstratenserinnenkloster St. Marien, Heinsberg, 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Deutsche (niederrheinische) und lateinische Handschrift auf Papier. 283 Bll. (st. 288). 36 Quaternionen, die letzten beiden unvollständig. 151 x 100 mm. Schriftspiegel 115 x 67 mm. Meist 18-20 Zeilen. Schrift fast durchgehend von einer Hand in einer spätgotischen Bastarda mit dunkelbrauner Tinte. Zahlreiche rote ein- bis zweizeilige Initialen in Unzialform mit papierausgespartem Stammornament, einige einfache Initialausläufer und Zeilenfüllungen, rubriziert.
Inhalt: Fol. 1r: "(H)Ie begynt dat tzwede deil libri exercitionu[m] de singulis Festiuitatib[us] Pars aestiualis wie wyr vns sollen bereiden entgegen Paeschen ...", endet fol. 279v "Gratias tibi ago D[omi]ne ... per virginem Mariam hodie adimpleri fecisti et deposuisti Amen LAUS DEO SEMP[ER]". Fol. 280r [Handwechsel]: "Op meyaevent suldt yr eynen mey setzenn unsen lieuen herrenn ...", endet unvollständig 283 v: "Dan sult eir goedt offeren die geleufden der gehoersamheit vrs eigen willens ende allre gemechden disser".
Blindgepr. Kalbsleder über Holzdeckeln mit Rahmen aus Streicheisenlinien, Rolle mit 4 Köpfen und S-förmigem Blattgewinde, kettenförmiger Rolle sowie Blattornamentstempeln; auf dem Vorderdeckel in Rahmenfeldern der Name "MarGreTe / [RI](?)schenbergensiß", auf dem Hinterdeckel das Jahr "1589(?)". Vier gepunzte Eckbeschläge und Messinghaften.

(Rückenbezug und Schließen fehlen; berieben. Das erste Blatt mit Ausschnitt am unteren w. Rand, offenbar mit altem Besitzvermerk, erkennbar noch ein Teil eines geweißten Stempels. Die ersten 3 Bll. in den w. Rändern mit Rostspuren der Einbandbeschlagnägel; die letzten Blätter außen mit kl. Feuchtfleck; sonst nur unbedeutenden Altersspuren. In der vorletzten Lage fehlt 1 Blatt, in der letzten fehlen 4 Blätter.)

Im Spiegel ein Besitzeintrag "Margreta A Ruysche[n]berch et Irmegardis de Palant Deo dicate virgines Heynsberge[n]ses vtuntur hoc libro de Palant. S[an]cta vir[ginis] Anna Ora pro nobis." - Der Name Palant wurde jeweils in späterer Zeit durch Streichung weitgehend unkenntlich gemacht und durch den Namen "Harff" ersetzt; hinzugefügt wurde von anderer Hand beim zweiten Namen "Palant" der Vornamen "Irmegardis".
Die genannten Vorbesitzerinnen Margarete von Reuschenberg, Irmegardis von Paland (Palant, Palandt) und Irmgard von Harff gehörten bedeutenden, weit verbreiteten und mehrfach verschwägerten rheinischen Adelsfamilien an. Sie waren laut Angabe im Besitzeintrag Schwestern in einem Kloster in Heinsberg (Deo dicate virgines Heynsberge[n]ses), wobei es sich nur um das Kloster St. Marien handeln kann, einem außerhalb von Heinsberg vor 1140 gegründeten sogenannten Doppelkloster des Prämonstratenserordens. Nach dem Aussterben des männlichen Zweiges ca. 1194 blieb das Frauenkloster, das 1479 in ein adliges Damenstift umgewandelt wurde und bis zur Säkularisation Bestand hatte. 1543/1554 wurde das Kloster in die damalige Stadt Heinsberg verlegt.
Der Besitzeintrag deutet darauf hin, dass das Manuskript aus dem Vorbesitz von Paland stammte und zunächst von Margarete von Reuschenberg und Irmegardis von Paland benutzt wurde, später auch von Irmgard von Harff. Wie aus den Bezeichnungen auf dem Einband hervorgeht, scheint die Handschrift für Margarete von Reuschenberg gebunden worden zu sein; bei der undeutlichen Jahreszahl 1589 könnte es sich vielleicht um ihr Sterbejahr handeln.
Schätzpreis € 2.000
Zuschlag € 6.000