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Biblia latina. Paris, Mitte 13. Jh. Handschrift auf Pergament. Biblia latina. Paris, Mitte 13. Jh. Handschrift auf Pergament. Biblia latina. Paris, Mitte 13. Jh. Handschrift auf Pergament. Biblia latina. Paris, Mitte 13. Jh. Handschrift auf Pergament. Biblia latina. Paris, Mitte 13. Jh. Handschrift auf Pergament. Biblia latina. Paris, Mitte 13. Jh. Handschrift auf Pergament. Biblia latina. Paris, Mitte 13. Jh. Handschrift auf Pergament.
Los 338
Kategorie Manuskripte Autographen
Taschenbibel. - Biblia latina, mit den Prologen des Hieronymus und den Interpretationen hebräischer Namen. Illuminierte Handschrift auf dünnem Pergament. Paris, Mitte des 13. Jahrhunderts.
170 x 119 mm. 395 Bll. (fehlen die ersten 2 Bll. mit den Epistolae des Hieronymus). Lagen: 116-2, 2-2216, 2320-1, 24142512. Text mit dunkelbrauner Tinte in gotischer Minuskel (Perlschrift), zweispaltig zu 52 Zeilen. Schriftspiegel 115 x 75 mm.
Kolumnentitel in alternierend roten und blauen Lombarden, Kapitelzählung an Bund und Außensteg entsprechend in roten und blauen röm. Ziffern; einzeilige Initialen in den Psalmen und Interpretationes alternierend in Rot und Blau, zweizeilige Initialen zu den Kapiteln in Rot oder Blau mit teilw. seitenhohem Fleuronnée in der Gegenfarbe; zu Beginn der Prologe etwa 60 mehrzeilige Initialen mit Fleuronnée in Rot und Blau (1 ausgelassen).
Zu Beginn der biblischen Bücher etwa 83 große Randleisteninitialen in Deckfarben und poliertem Gold, gefüllt mit Blattranken, teilweise mit langgezogenen Ausläufern, diese besetzt mit Blattranken oder grotesken zoomorphen Figuren wie löwenartigen Köpfen oder Ganzfiguren, geflügelten Drachen oder auch menschlichen Gesichtern. Zur Genesis eine über den gesamten Außensteg reichende historisierte I-Initiale in Deckfarben und poliertem Gold, der goldkonturierte Stamm besetzt mit 8 Medaillons, deren obere sechs die 6 Tage der Schöpfung symbolisieren, im siebten Medaillon der segnende Herrgott, darunter in breiterem Feld der gekreuzigte Christus mit Maria und Johannes; unten beidseitig symmetrische Ausläufer in Form von zwei geflügelten Drachen.
Zahlreiche ma. Marginalien und Glossen in brauner Tinte. Vor- und nachgebunden 6 Pergamentblätter, beschrieben von Händen des 15. Jahrhunderts mit Merkversen, Listen mit Kapitelinitien und anderen biblischen Tabellen, Notizen zu den biblischen Büchern, den Todsünden u.a.
Brauner Kalblederband des 18. Jahrhunderts auf vier Bünden mit Streicheisenlinien und verg. Rt., Papiervorsätze; Goldschnitt.

(Einband stark berieben; Innengelenke an einigen Stellen gelockert. Oben eng beschnitten, die Kolumnentitel teils angeschnitten, auch im unteren Rand die Initialausläufer teils beschnitten, desgleichen die Marginalien im Außenrand. Von der Initiale zur Genesis fehlen Teile des oberen und unteren Ausläufers. Stellenweise stärkere Gebrauchsspuren, wenige Blätter mit stärkerem Braunfleck im Text. Wenige kl. Randmängel. Das erste und letzte Pergamentvorsatzblatt mit dem Papiervorsatz zusammengeklebt. Auf dem fliegenden Papiervorsatz vorn ein eingeklebtes gest. Wappenexlibris in Siegelform mit Familienwappen und den drei Nürnberger Wappen, bezeichnet "Bib: Nor:" sowie ganzs. Notiz von Hand des 18. Jhs., die irrig den Band mit der Bibliothek des Eucharius Gottlieb Rinck (1670-1745) in Verbindung bringt.)

Provenienz: Bibliothek Otto Schäfer (OS 1578), Auktion bei Sotheby's, London, 25. Juni 1995 (Sammlung Otto Schäfer, 2. Teil). Dort vom Vorbesitzer erworben.

Schönes und typisches Beispiel einer sogenannten Taschenbibel.- Zwischen 1170 und 1230 wurden im Zusammenhang mit dem Lehrbetrieb an der Pariser Universität grundlegende vereinheitlichende Neuerungen an der Form der lateinischen Vulgata eingeführt, und zwar eine standardisierte Anordnung der biblischen Bücher, eine standardisierte Kapitelzählung und eine festgelegte Reihenfolge ergänzender Texte. Infolgedessen nahm die Bibelproduktion des 13. Jahrhunderts vor allem in Paris quantitativ einen beachtlichen Umfang an. Großen Erfolg hatten kleinformatige Kodizes, die in Dicke, Format und Inhalt an die heute im Schulunterricht üblichen Bibeln erinnern. Es sind handliche Stücke, die im Gegensatz zu den in der Regel schweren und großen Bibeln des 12. Jahrhunderts bequem in einer Tasche Platz fanden. Um dies zu erreichen, wurde ein extrem dünnes Pergament als Beschreibstoff gewählt. Als Schrift diente die französische Perlschrift mit einer Zeilenhöhe von ein bis zwei Millimetern. Zwei Spalten und Kolumnentitel erleichterten die Lesbarkeit. Auf große Illustrationen wurde zugunsten eines Schmuckes durch Zierinitialen verzichtet.
Unsere Bibel aus der Bibliothek Schäfer wurde in einer der zahlreichen Pariser Schreibwerkstätten hergestellt, die sich vornehmlich auf die Produktion von Bibeln spezialisiert hatten. Es handelt sich hier um das sogenannte "Mathurin"-Atelier, benannt nach einem Brevier, was dort kurz nach 1247 für die Trinitarier von St. Mathurin in Paris hergestellt wurde (vgl. R. Branner, Manuscript Painting in Paris during the Reign of Saint Louis, 1977, S. 75-77 u. 214-15).

Schätzpreis € 40.000
Zuschlag € 38.000