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L. F. Marsigli/ J. Ch. Müller. Grenzverlauf zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich.1699. Manuskriptkarte. um 1703. Feder u. Aquarell auf Papier.
Los 51
Kategorie Topographie Graphik Ausland
Künstler Marsigli, Luigi Ferdinando / Müller, Joh. Christoph
Kroatien Siebenbürgen. MAPPA / LINEÆ LIMITANEÆ,/ Utriusq. Imperii, Cæsarei et Ottomanici,/ juxta Instrumentum Pacis, statutum in Conventu Carlovizensi:/ Facta ad usum Instructionum pro Executione Pacis, tam cum Turcis,/ quam Moldavis, Valachis et Venetis. Manuskriptkarte von Luigi Ferdinando Marsigli und Johann Christoph Müller, 1703. Feder und Aquarell auf Papier, auf Leinen aufgezogen. 59,3-59,5 x 105,5-106,1 cm (Kartenrahmen), 59,2-59,4 x 105,3-105,9 cm (Kartenfeld), 64,5-65 x 111-112 cm (Blattgröße). Maßstab 1:1.133.000.

Die großformatige, nach Süden ausgerichtete Manuskriptkarte markiert den nach dem Friedensvertrag von Karlowitz am 26. Januar 1699 festgelegten Grenzverlauf und die noch am 12. August 1703 zu vervollständigende Grenzfestlegung bei Novi Grad (Novi) zwischen Österreichern und Türken.
Die südlichen Gebiete oberhalb der roten Grenzlinie gehören zum Osmanischen Reich und die nördlichen unterhalb derselben Linie zur Habsburger Monarchie. Die Linienführung beginnt im südlichsten Punkt am Terminus A quo bei Kimpolung (Campolongo) bei etwa 25,8 Grad östlich von Greenwich und circa 47,5 Grad nördlicher Breite und endet am nördlichsten Punkt knapp 60 Kilometer vor der Adriaküste am Terminus AD quem südlich von Bihać (Bihacz) bei einer geographischen Länge von etwa 15,9 Grad Ost und einer geographische Breite von mehr als 44,5 Grad Nord. Den östlichsten Punkt erreicht die Grenzlinie bei Gyimes (Gemes) bei über 26,1 Grad östlicher Länge, den westlichsten Punkt bei Slunj (Slun) bei etwa 15,6 Grad Ost. Das entspricht einer West-Ost-Erstreckung von etwa 810 Kilometern.
Auffallend sind die 13 mit einem Kreuz gekrönten Säulen entlang der Grenze zwischen dem Borgo-Pass (Burgos) und Dobra. Die mit Flammen gekennzeichneten neun Siedlungen weisen auf laut Vertrag noch zu schleifende Festungen hin, die ausnahmslos auf der türkischen Seite des Grenzgebietes markiert sind. Der Großteil der dargestellten Donau (Danubius, fl.) zieht sich als grünes Band durch die vom Osmanischen Reich beanspruchten Landesteile (Moldawien, Walachei, das Temescher Banat, Serbien mit Belgrad, Bosnien). Transsilvanien (Siebenbürgen) mit Kronstadt (Cronstat) und Hermannstadt (Hermanstat), das südungarische Szeged (Segedin), Slawonien und der Süden Kroatiens sind auf der Habsburger Seite auszumachen. Die topographische Wiedergabe konzentriert sich ausschließlich auf das Grenzgebiet, wo das Relief mittels Maulwurfshügeln wiedergegeben wird. Die Karte dürfte ausschließlich für dienstliche Zwecke vorgesehen worden sein.
Der bekannte ungarische Kartenhistoriker Dr. András Deák wies die Karte dem bedeutenden österreichischen Kartographen Johann Christoph Müller (1673-1721) zu. Müller war in seiner Geburtsstadt Nürnberg bei dem Astronomen und Kupferstecher Georg Christoph Eimmart (1638-1705) tätig, bevor er von 1696 bis 1703 Mitarbeiter von Luigi Ferdinando Marsigli (1658-1730) in österreichische Dienste trat. Marsigli war als Militäringenieur und Gesandter beim Friedensvertrag von Karlowitz (1699) beteiligt und wurde nach Friedensschluss als Leiter der kaiserlichen Kommission mit der genauen Grenzfestlegung beauftragt. Mit ihm nahm Müller von 1699 bis 1700 die neue österreichisch ungarisch-türkische Grenze im Maßstab von circa 1:37.000 auf. Die hier vorliegende Karte dürfte allein auf Müller zurückgehen, war doch Marsigli während des Spanischen Erbfolgekrieges 1703 nach Breisach beordert worden.

Sorgfältig restauriert. Kleine Fehlstellen im Falz und im w. Rand sorgfältig ergänzt. Alt auf Leinen aufgezogen.
Schätzpreis € 40.000