LOGIN
English


R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918. R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918. R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918. R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918. R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918. R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918. R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918. R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918. R. M. Rilke. Briefe an Edith von Bonin. 45 e. Schriftstücke, Paris u.a. 1907-1918.
Los 746
Kategorie Manuskripte Autographen
Autor Rilke, Rainer Maria; Dichter (Prag 1875-1926 Valmont bei Montreux)
Rilke, Rainer Maria; Dichter (Prag 1875-1926 Valmont bei Montreux).
Briefe an die Malerin Edith von Bonin (1875-1970). Paris, Schloss Lautschins (Böhmen), Berlin und München 1907-1918.
45 e. Schriftstücke m. U., davon 20 Briefe, 21 Briefkarten und 4 beschriebene Visitenkarten. - 56 Seiten, meist in Oktav auf gefalteten Bögen (1 Brief mit e. Kuvert), 21 Seiten auf Briefkarten (2 mit e. Kuvert), 5 Seiten auf Visitenkarten (1 ohne Unterschrift). Deutsche (34) und lateinische (11) Schreibschrift.

Edith von Bonin, geb. 1875 in Elberfeld, war eine von drei Töchtern des hohen Staatsbeamten und Politikers Dr. Gisbert von Bonin und der Maria v. Bonin, verw. von der Heydt. Ihre Schwestern waren die Schriftstellerin Maria (Mary) Gräfin Gneisenau (1873-1926) und die Schriftstellerin und Juristin Elsa von Bonin (1882-1965). Edith besuchte von 1901 bis 1907 die Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins.
Von 1907 bis 1914 studierte und arbeitete sie in Paris, sie lebte u.a. im Palais Biron. Dort kam sie auf Vermittlung ihres Stiefbruders Karl von der Heydt in Kontakt mit Rilke, der in einen umfangreichen Schriftwechsel mündete. Weitere nachweisbare Beziehungen bestanden zu Auguste Rodin, Käte Lassen, Othon Friesz, Raoul Dufy und dem Maler-Ehepaar Delaunay.
Zwischen 1914 und 1932 lebte und arbeitete Bonin überwiegend in Brettin (Familiengut), Berlin und München, danach hielt sie sich über große Teile des Jahres in Malcesine und Torbole am Gardasee auf. 1938 wurde sie Mitglied der Künstlerkolonie Dachau und bezog dort eine Atelierwohnung. Seit 1954 wohnte Edith von Bonin in Rottweil, wo sie 1970 im Alter von 94 Jahren starb.

Die Korrespondenz Rainer Maria Rilkes mit Edith von Bonin ist zum größten Teil unveröffentlicht. Nur neun der hier angebotenen Briefe wurden komplett oder auszugsweise publiziert.
Die Schreiben sind zum Teil nicht oder nur mit Wochentagen datiert, was auf die enge Nachbarschaft von Rilke und Bonin in Paris zurückzuführen ist. Fast alle tragen, meist auf den Rückseiten, die Tintensignatur Edith von Bonins, teils auch von ihrer Hand mit Bleistift eine Jahresdatierung. Andere Schreiben können aus der Briefe-Konkordanz datiert werden.
Bemerkenswert ist das Nebeneinander von deutscher und lateinischer Schreibschrift in den Briefen. Selbst an einem Tag (Montag / Montag abend) wechselt Rilke zwischen den beiden Schriftarten!

Der Schriftwechsel zwischen Rilke und Edith von Bonin setzt ein am 6. Sept. 1907, als Rilke vom befreundeten Karl von der Heydt die Adresse von dessen Stiefschwester Edith bekommen hatte, die in naher Nachbarschaft lebte. Er bittet um einen Besuchstermin. Im September 1907 verabredet sich Rilke mit der Malerin im Louvre. In einem weiteren Brief, vermutlich vom 7. Oktober, bittet Rilke um ein weiteres Treffen und schlägt die Sammlung Moreau-Nélaton im Louvre vor, in der er besonders Manets „Déjeuner sur l'herbe“ schätzt. Beide tauschen sich eifrig über Kunst aus, so auch im Brief vom 19. Okt. 1907, in dem Rilke auf eine Ausstellung von Rodin-Zeichnungen bei Bernheim-jeune hinweist und seine Datierung zweier Manet-Gemälde korrigiert. Rilke bietet offenbar regelmäßig Ausgaben der „Rundschau“ an und erhält von Bonin im Austausch das Magazin „Kunst und Künstler“.
Sie haben vorausgesehen, wie sehr ich mich an den Cézanne-Reproduktionen freuen würde; meine Überzeugung von diesem Werk ist so intensif, nur etwas davon zu sehen, sei's auch nur in Abbildungen, ist jedesmal ein Fortschritt für mich (oder doch eine neue Verpflichtung zum Fortschritt.) (undat., wohl Herbst 1908). Am 3. Dez. 1908 äußert er sich über Kees van Dongen: Die Verkleidung als „Wilder“ ist auf alle Fälle gefährlich; schon unter Karl dem Sechsten sind mehrere sonst ganz vornehme Herrn in dieser Maskerade verbrannt. Und ich begreif nicht warum und wofür und wozu diese rohe Verstellung. Aber ich begreif Malerei so wie so nur ausnahmsweise.
In einer Notiz vom Oktober 1907 auf einer Visitenkarte nennt er Bonin, die ein Atelier sucht, eine Adresse in der Rue le Verrier, deren Räume am 15. Oktober frei werden. Am 19. Oktober bittet er um Entschuldigung, ihr nicht beim Umzug geholfen zu haben, er stecke in einer ganz neuen Welle von Arbeit und Korrespondenzen. Vor einer Reise nach Capri schreibt Rilke in einer kurzen Notiz: Vor der Reise noch einen eiligen, aber großgemeinten Dank; ich lasse mir die liebe Verwöhnung gerne gefallen für unterwegs
Vom 4. Bis 25. März klagt Rilke über starkes Unwohlsein, am 25. schreibt er: mein langes Mißbefinden geht, wie ich seit gestern fühle, in einen Zustand großer Erschöpfung über […] Die Müdigkeit ist aber so groß und reicht so weit ins Geistig-bewegliche hinein, daß ich eben glaube, Ihrem Bruder schreiben zu müssen, wie ich mich fühle: es wäre zu drückend für mich, wenn er zum Theil um meinetwillen käme und ich sein Hiersein gar nicht ausnützen und das Wiedersehen auch so lange gar nicht leisten könnte, wie es geleistet sein will: aufmerksam und interessiert.
Vier Briefe handeln von der neuen Wohnung in der Rue de Varenne: Edith von Bonins Vermittlung verdankten Rilke und Clara Rilke die Wohnungen im Palais Biron (77, Rue de Varenne), dem heutigen Musée Rodin. In einem undatierten Brief heißt es: Die Möglichkeit, von der Sie schrieben, beschäftigt mich sehr, und auch meine Frau (der ich davon erzählt habe) ist ganz erfüllt davon: nichts entspräche ihr besser. Am 28. Mai 1908 schreibt er: ich muss Ihnen doch melden, dass meine Frau sich eben zu dem großen mittleren Saal entschlossen hat und ihn Anfang July beziehen wird. […] Wir werden voraussichtlich morgen wieder hingehen und den Contract machen. Falls sie zusammen mit ihrer Freundin das Eck-Appartement beziehen wolle, und ein Raum dabei überzählig werde, würde ihn seine Frau wahrscheinlich als ein Schlafzimmer abmieten.
Im Oktober 1908 lädt Rilke Edith von Bonin, zu sich auf die Terrasse im Palais Biron ein, um mit ihr über den Philosophen Rudolf Kassner zu sprechen, mit dem er befreundet war.
Am 29. Okt. 1908 schreibt er erstmals von einer wunderlichen Abbildung nach einem Gemälde, das die im Jahr 1620 in Stettin wegen Hexerei verurteilte und hingerichtete Sidonia von Borcke darstellen soll. Auf Anregung Edith von Bonins hatte er eine Photographie des Gemäldes von einer Nachfahrin der Sidonia erhalten. Am 20. Mai 1911 greift er den Gedanken daran wieder auf und schreibt, dass er seinerzeit von einem Eifer nach dem Schicksal der schönen und verhängnisvollen Sidonia von Bork befallen war. Kippenberg, der gerade hier sei, wolle eine neue Ausgabe des Meinhold'schen Romans über das Leben der Sidonie veranstalten und bittet um eine neue Photographie des Gemäldes für die Publikation, worum er Edith von Bonin um Vermittlung bittet. Noch in fünf weiteren Briefen dieses Jahres beschäftigt ihn die Figur der Sidonia von Borcke. Am 9. September bestätigt er aus Berlin den Eingang der von Bonin vermittelten Borcke'schen „Familiengeschichte“, die er an Kippenberg in Leipzig weitergereicht habe. Übrigens bleibe ich auf Seiten der Legende, die es aus eigener Kraft zu einer Realität gebracht hat, die der der Wahrheit mindestens gleichkommt. Und fast wärs das Grausamste tief hinter der Legende ein nur verzweifeltes Dasein zu denken, (kein böses), deutlicher ist mir die Gestalt nicht geworden, menschlicher könnte sie werden, wenn sie nicht im Räthselhaften schon so bestätigt wäre.
Im Brief vom 9. Sept. 1911 aus München bittet Rilke Edith von Bonin im Zusammenhang mit seiner in diesem Jahr erfolgten Reise nach Ägypten um Einführung beim Freiherrn von Bissing. Er möchte mit dem bedeutenden Ägyptologen wegen ein paar Fragen alte ägyptische Gedichte betreffend in Kontakt treten. Im folgenden Brief vom 23. Sept. berichtet er: Ihre gütige Fürsprache hatte den besten Erfolg […] Ich komme eben von ihm nach einem Gespräch, das mir viel gegeben hat
Die letzten beiden Briefe betreffen eine Porträtbüste von Edith von Bonin, die Clara Rilke im Frühjahr 1909 begonnen hatte und die jetzt zu Ende geführt werden soll. Am 1. Juli 1918 äußert Rilke aus München sein und seiner Frau Bedauern darüber, dass Bonin die Arbeit zurückgezogen habe, da man sich nicht über einen Preis einigen konnte. Dies beruhe aber auf einem Missverständnis, Clara Rilke sei durchaus zu einem Entgegenkommen bereit. - Ein Rätsel gibt in diesem Zusammenhang der letzte undatierte Brief auf, bei dem es unklar ist, ob er im Frühjahr 1918 oder 1919 verfasst wurde. Absendeort ist München, Hotel Continental, wo sich Rilke nachweislich bis zum 7. Mai 1918 aufgehalten hat. Edith von Bonin hat den Brief jedoch mit 1919 datiert. Rilke zeigt sich darin beglückt über die Entscheidung Bonins, die Porträtbüste fertigstellen zu lassen: Herrlich. Clara Rilke wird wohl nun das Möglichste thun, sich nach Ihren Daten zu richten, so daß, wenn Sie sich über alle Punkte einigen, die Arbeit vielleicht noch im May gethan und abgeschlossen werden könnte. - Falls der Brief tatsächlich schon 1918 geschrieben wurde, hat Edith von Bonin danach den Auftrag zurückgezogen, andernfalls wäre es wohl zu einer Fertigstellung gekommen. - Clara Rilkes Bronzebüste der Edith von Bonin ist tatsächlich nicht nachweisbar oder verschollen (s. Marina Sauer, Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff, Bremen 1986, Oeuvre-Verzeichnis Nr. 93, mit Zitaten aus den Briefen).

R. M. Rilke, Briefe aus den Jahren 1906 bis 1907, hrsg. Von Ruth Sieber-Rilke u. Carl Sieber, Lpz. 1930, Nr. 165 (6.IX.1907), 168 (11.IX.1907), 188 (7.X.1907), 201 (19.X.1907), 24 (9.X.1908!). / R. M. Rilke, Briefe aus den Jahren 1907 bis 1914, hrsg. Von Ruth Sieber-Rilke u. Carl Sieber, Lpz. 1933, Nr. 43 (wohl 9.V.1909!). / R. M. Rilke, Die Briefe an Karl u. Elisabeth von der Heydt 1905-1922, hrsg. V. Ingeborg Schnack u. Renate Scharffenberg, Ffm 1986, S. 365f. (Freitag abend [wohl Juni 1909]).

Ein umfangreicher, größtenteils unveröffentlichter Bestand, der sämtliche erhaltenen Briefe Rilkes an die Malerin Edith von Bonin enthält. Die Sammlung stammt aus dem Besitz einer Nachfahrin Edith von Bonins.
Schätzpreis € 45.000