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Stammbuch des Caspar Haberkorn. Tübingen, Schweiz, Frankreich, Italien, 1594-1605.
Los 723
Kategorie Manuskripte Autographen
Stammbuch des Studenten Caspar Haberkorn aus Ortenberg (Wetterau). Tübingen, Zürich, Nancy, Paris, Padua, Siena, Florenz, Orleans u.a., 1594-1604. 151 x 99 mm. 184 Bll. (dav. 63 leer). Mit 158 Einträgen in Lateinisch, Deutsch, Französisch, dabei 34 Wappen und 3 Miniaturen in meist goldgehöhter Deckfarbenmalerei. Mittelbraunes ehemals verg. Kalbsldr. auf fünf Bünden, die Rückenfelder mit Arabeskenornament, die Deckel mit Rahmen aus Bordüre und Fileten mit Eckfleurons, in der Mitte ein ovaler Plattenstempel, vorn mit Darstellung von Pyramus und Thisbe, hinten mit Odysseus; gepunzter Goldschnitt. In mod. Schuber.

(Einband ohne Schließbänder, die Vergoldung bis auf geringe Reste abgerieben, alt restaurierte kl. Bezugsschäden an Hinterdeckel und Ecken. Stellenweise geringe Alters- und Gebrauchsspuren).

Klose CAAC, S. 172, 94.HAB.CAS. Stammbücher, Aukt.Kat. 3 Hartung & Karl, Nr. 21. - Der Stammbuchhalter Caspar Haberkorn († 1629) legte das Stammbuch, wie aus seinem Exlibriseintrag auf der ersten Seite hervorgeht, 1594 als Student der Rechte ("L.L. Studiosi") in Tübingen an. Als Motto wählte er ein Zitat des bedeutenden Rechtslehrers Bartolo da Sassoferato. Die Matrikel der Universität von Orleans weist ihn im Mai 1596 als Famulus der Herren Friedrich und Reinprecht von Polhiim aus.
Die Eintragungen im Stammbuch dokumentieren die Reisetätigkeit des Caspar Haberkorn in der Schweiz, Frankreich und Italien zwischen 1594 und 1604. Von 1594 bis 1598 führten ihn seine Reisen nach Tübingen (21.V.1594), Zürich (1594), Solothurn (1594), Genf (1594), Besançon (1594), Dole (1594), Nancy (1595), Morhange (1595), Metz (1595), Paris (1595-1596), Poitiers (1596), La Rochelle (1596), Montpellier (1596), Padua (1597). Nach zweijähriger Unterbrechung folgen die weiteren Einträge aus Padua (1600), Siena (1600), Florenz (1600-1602), Neapel (1601), Rom (1601), Mailand (1602), Padua 1602), Orleans (1602), Paris (1603-1604).
Die Wappen von hoher Qualität sind für folgende Inskribenten eingemalt worden: Friedrich Magnus Graf zu Erbach (1594), Karl Graf von Salm u. von Leonburg, Seifried von Hoheneck (1597), Adam von Königsmarck (1600), Wolff Lasser von Lasseregg (1594), Joachim von Mettich (1600), Georg von der Schulenburg (1596), Caspar von Stosch (1594), Weichard vom Auersberg (1601), Friedrich von Bock (1600), Hans Ehrenreich Jörge (1602), Ferdinand Helfried Frhr. von Meggau (1600), Jaroslaw Kolowrat(-Liebsteinsky) auf Petersburg (1601), Reinprecht, Weickhard, Ludwig u. Philipp, Herren zu Polheim (1594/1597/1598), Sigismund Matthias Wenzelik von Sarabiz (1602), Wilhelm Ulrich Baron Scherffenberg in Hohenbang, Gottfried vom Bottlenberg gen. Schirp (1594), Georg Friedrich von Spaur und Pflaum (1594), Zdenek von Waldstein auf Pirnitz (1601), - Drei Miniaturen haben gestiftet: Johann von Linsingen (Paris 1596) mit dem Bild einer vornehmen Dame sowie Siegmund von Bock und Nikolaus (v.) Mettich in Siena 1600 jeweils mit dem Bild eines dozierenden Professors in rotem Ornat.
Die Wertschätzung Haberkorns durch seine Umgebung zeigt sich nicht zuletzt durch einen Eintrag des in Solothurn residierenden Gesandten des französischen Königs Nicolaus Brularius; in Genf trifft Haberkorn 1594 auf den Marschall des Königs von Savoyen Prosper Maillard, Comte de Tournon, der sich mit großem Wappen einträgt; der Abstecher nach La Rochelle 1596 führt zu einem Treffen mit dem in schwedischen Diensten stehenden Schiffskapitän und späteren schwedischen Vizeadmiral und Vizegouverneur von Riga, Johan Derfelt aus Dorpat, der dort mit der "Engeln och Gripen" vor Anker lag und sich auf Deutsch in das Stammbuch eintrug.
Zu Ende der Reise finden wir im September 1604 in Paris einen Eintrag des Johann Albert Frhr. von Lamberg. - Im vorderen Innendeckel befindet sich das Wappenexlibris eines Grafen von Lamberg. Es ist zu vermuten, dass der Stammbuchhalter Caspar Haberkorn sich in die Dienste der Freiherrn (später Grafen) von Lamberg begeben hat und der Band nach dessen Tod in den Besitz der Lambergs gekommen ist.
Schätzpreis € 2.000
Zuschlag € 1.900