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Einzelblatt aus Graduale mit historisierter Initiale. Siena 1410-17. Zugeschrieben Benedetto di Bindo. Pergament.
Los 715
Kategorie Manuskripte Autographen
Christus in der Glorie. Historisierte Initiale A auf einem Einzelblatt aus einem Graduale auf Pergament, zugeschrieben Benedetto di Bindo. Siena, 1410-1417. 420 x 280 mm. Introitus zum 1. Adventssonntag Ad te levavi. - Hufnagelnotation auf roten Vierliniensystemen, Text in italienischer Rotunda in dunkelbrauner Tinte, rubriziert, zwei Lombarden in Blau mit rotem Fleuronné.
Am Kopf des Blattes recto eine Initiale A in Tempera auf poliertem und gepunzten Goldgrund (ca. 130 x 130 mm). Der Buchstabenstamm in Blau, weiß gehöht, umwunden und mit Ausläufern aus Blattranken, die die drei äußeren Blattränder begleiten, in Rot, Blau, Mauve, Grün und Gold, am unteren Rand und in der oberen Ecke besetzt mit Drolerien (2 Mönchsköpfe, Löwenkopf, Kranichkopf). Im Binnenfeld der Initiale die Figur des Christus in einem hellroten Umhang mit reichem Faltenwurf über blauer Tunika, die Hände vor der Brust gefaltet, sitzend auf einem Thron, der aus den Flügeln zweier Cherubim gebildet wird.

(Das Blatt am rechten Rand etwas ungleichmäßig beschnitten und allseitig mit Papier angerändert, dieses unter Passepartout montiert; ein kleines Loch am unteren weißen Rand in einer leichten Knickfalte ausgebessert. Stellenweise leichte Bereibungen im Farbauftrag, das Blattgold mit leichten Knitterspuren und der Bolusgrund teilw. schwach durchscheinend).

Die Darstellung Christi auf einem von Cherubim gebildeten Thron ist sicher inspiriert durch Psalm 80, 2: qui sedes super cherubin manifestare. - Die beachtliche Qualität des Blattes mit dem reichen Dekor und der Eleganz der Figur lässt keinen Zweifel zu, dass wir unseren Miniaturisten unter den spätgotischen Malern Sienas zu suchen haben. Das Gewand des Christus mit seinem lebhaft gezeichneten Faltenwurf sowie der Typ der Darstellung führen zu den Fresken Benedetto di Bindos in der Sakristei des Doms von Siena oder in S. Domenico in Perugia. Die stilistische Nähe scheint so offensichtlich, dass trotz des Fehlens von weiteren Zeugnissen des Künstlers in der Miniaturmalerei eine Zuschreibung an Benedetto di Bindo gerechtfertigt erscheint. Zeichnungen Benedettos in der "Leggende de' Santi" (Bibl. Vaticana) bestätigen die Zuschreibung.
Das vorher unbekannte Blatt wurde erstmals beschrieben in: Manifestatori delle cose miracolose. Arte italiane del '300 e '400 da collezioni in Svizzera e nel Liechtenstein. Catalogo a cura di Gaudenz Freuler. Lugano-Castagnola: Fondazione Thyssen-Bornemisza, 1991. S. 85f. (Cat. 27).
Schätzpreis € 12.000