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G. Chodzienser (Gertrud Kolmar), Die Frau und die Tiere. Berlin 1938. G. Chodzienser (Gertrud Kolmar), Die Frau und die Tiere. Berlin 1938.
Lot 1034
Category Literatur des 20. Jahrhunderts
Author Chodzienser (Kolmar), Gertrud
GERTRUD CHODZIENSER (KOLMAR)
Die Frau und die Tiere. Gedichte. Berlin: Jüdischer Verlag Erwin Löwe 1938. 19 x 11,5 cm. 86 SS. OrPp. mit mont. Deckel- und Rückenschild.

(Ecken und Kanten leicht bestoßen. Rücken gebräunt und aufgehellt. Kopfschnitt fleckig. Innen minimal gebräunt. Kleiner Fleck in der Farbe des Einbands auf hinterem Vorsatz und hinterem fliegenden Blatt, der sich über den Fußschnitt erstreckt und einige Blätter minimal am unteren Rand touchiert.)

KLL 24, 10661 ff. NDB XII (1980), S. 472 f. - Erstausgabe. - Diese Gedichtsammlung der aus einer kultivierten und künstlerisch aufgeschlossenen jüdischen Familie aus Berlin stammenden Lyrikerin Gertrud Käthe Chodzienser (1874-1943), der Cousine Walter Benjamins, ist nicht nur die bedeutendste Publikation der Autorin zu Lebzeiten, sondern auch ein Zeitdokument von großer Seltenheit. Vor der Veröffentlichung des hier angebotenen Werkes erschienen von Gertrud Chodzienser zwei Gedichtbände unter dem Pseudonym "Gertrud Kolmar", das sich aus der Herkunft ihres Familiennamens von der Stadt Chodziesen in der ehemaligen preußischen Provinz Posen erklärt, die 1878 in Kolmar umbenannt worden war. Die Veröffentlichung ihres zweiten Bandes "Preußische Wappen" im Verlag "Die Rabenpresse" führte dazu, dass der Verlag vom Börsenverein des deutschen Buchhandels boykottiert wurde und Chodzienser in der Folge nur noch unter ihrem Familiennamen publizieren durfte. Ihre dritte und letzte Publikation "Die Frau und die Tiere" erschien im August 1938 im Erwin Löwe Verlag und gehört wahrscheinlich zu den letzten Büchern eines jüdischen Autors, die im Dritten Reich veröffentlicht wurden. Erwin Löwe wurde noch im Erscheinungsjahr - dem Jahr der Reichspogromnacht am 9. November 1938 - enteignet und die kleine Auflage der Gedichtsammlung Chodziensers von den Nationalsozialisten verramscht bzw. vernichtet. Die Familie Chodzienser wurde im Zuge der neuen Judenpolitik zum Verkauf ihres Hauses, zum Einzug in eine Wohnung in einem "Judenhaus" und Gertrud Chodzienser 1941 zur Zwangsarbeit in einer Kartonagenfabrik gezwungen. Im Februar 1943 wurde sie wohl während der "Fabrikaktion" am 27. Februar festgenommen und am 2. März in ein Konzentrationslager, vermutlich nach Ausschwitz, deportiert. - Aufgrund der kleinen Auflage, der zeitlichen Nähe der Veröffentlichung zur Reichspogromnacht und der Geschehnisse im Zuge derselben sind keine Exemplare dieser ersten und einzigen Ausgabe von Gertrud Chodziensers "Die Frau und die Tiere" auf dem freien Markt zu finden. Erst in später erschienenen Gesamtausgaben ist der Text wieder abgedruckt, der ihren späteren Ruhm als eine der herausragendsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts begründete und von ihr vor der Deportation als Manuskript an eine in der Schweiz lebende Schwester geschickt worden war.









Estimate € 4.000
Hammer price € 3.500