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Ukraine. Das Dnjepr- und Don-Gebiet und das nördliche Schwarze Meer. Manuskriptkarte vor 1739.
Los 54
Kategorie Topographie Graphik Ausland
Künstler anonym
Ukraine vor 1739. Manuskriptkarte. Anonym, ohne Titel. Feder und Aquarell auf kräftigem Bütten. 102,1-103,8 x ca. 92,2 cm (Kartenrahmen), 101,9-103,6 x ca. 92 cm (Kartenfeld), 105,8-107,4 x ca. 95 (Fehlstellen)-95,7 x 105,8-107,4 cm (Blattgröße). Maßstab ca. 1:1.400.000.

Die von einem unbekannten Kartenmacher erstellte Manuskriptkarte hebt das hydrographische Netz besonders hervor. Die vielen Verästelungen der zahlreichen Flüsse mit dem Norden des Schwarzen Meeres (PONTVS EUXINVS / Hodie / MARE NIGRVM) prägen das Kartenbild, welches nahezu die ganze Ukraine und Teilgebiete seiner Nachbarländer zeigt, ohne die Ländergrenzen anzuzeigen. Die Flusssysteme des Dnjepr (Dniepper: R:) und Don (Donn R:) sind komplett aufgenommen. Der Lauf des Dnjepr sticht klar hervor. Sein Quellgebiet ist auf dem Blatt in der Mitte oben bei Wjasma (Wresma) auszumachen, etwa 200 Kilometer westlich von Moskau (Moscau:). Dem Fluss folgen beispielsweise die Städte Smolensk (Smolensk :), Dubrowna, Orscha (Osscha) und weiter im Süden das befestigte Kiew (Kioff). Im Mündungsbereich erreicht er bei Otschakow (Ozakoff) das Schwarze Meer. Das Quellgebiet des Don ist etwa 150 Kilometer südlich von Moskau gelegen und mündet in das Asowsche Meer (MARE ASSOFFIENSE: / PALUS MEOTIS:), dem Nebenmeer des Schwarzen Meeres. Im Südwesten fällt das große Donaudelta auf.
Wichtige militärisch kriegerische Merkmale sind der unteren Blatthälfte im Randbereich der Nogaischen Steppe (NAG AITARTARI) und weiter nordwärts davon zu entnehmen, so ein Schlachtensymbol mit der Jahreszahl 1709 (Zweiter Nordischer Krieg) bei Poltawa (Pultawa). Kamieniza (Kamienizalton) am Unterlauf des Dnjepr und Taganrog (Taganrok) im Nordosten des Asowschen Meeres werden als dem Frieden von Pruth (1711; Vierter Russischer Türkenkrieg) geschuldete, ruinierte Festungen bezeichnet. Eine Fortifikationslinie nördlich des Orel (Orel: R:), einem linken Nebenfluss des Djnepr, reicht nach Osten bis in das Gebiet des Donez (Donetz R:). Nach dem Frieden von Belgrad (1739) wird diese zugunsten der Russen nach Süden verlegt, die auch Asow (ASSOFF) zurückgewinnen, das aber entfestigt werden muss. An der Festungslinie nahe des Dnjepr ist der Hinweis auf einen ersten Sammelplatz der Armee angebracht, weiter südlich wird auf den Hauptsammelplatz der ganzen Armee verwiesen. Berücksichtigt sind auch Angaben zu Volks- und Stammesgruppen.
Bildhafte Signaturen für Ortschaften und Grundrissdarstellungen für befestigte Städte sind rot, die Flussläufe und das Asowsche Meer grün koloriert. Das Schwarze Meer dagegen ist nur im erweiterten Küstenbereich gefärbt. Bei wenigen Ortssignaturen fehlen die Namensbezeichnungen. Die Reliefwiedergabe ist dürftig und nur auf der Krim und im Südosten in Maulwurfshügelmanier wiedergegeben.
Die Aufnahme weist etliche Ungenauigkeiten und damit insgesamt einen Entwurfscharakter auf, was beispielsweise auch an der Moskwa festzustellen ist, deren Lauf direkt in die Oka (Occa: R.) überzugehen scheint, obwohl sie als deren Nebenfluss bei Kolomna in diese mündet.

Im w. Rand teilw. Fehlstellen. Einrisse und eine kl. Fehlstelle im Falz.
Schätzpreis € 1.800
Zuschlag € 1.600